..::Fortpflanzung::..
 
 
Werbung & Paarung
 
 
 
..::Werbung und Paarung::..
 
Der Fortpflanzungs- und Sexualtrieb äußert sich bei Hunden bereits relativ früh. Ab der 7. Woche ahmen Welpen während des Spiels den Paarungsakt nach. Dabei besteigt auch nicht selten ein weiblicher Welpe ein Geschwister, allerdings nicht aus sexuellen Gründen, sondern um zu zeigen, dass sie überlegen ist. Die wirkliche Geschlechtsreife beginnt bei Hunden mit dem 6. Lebensmonat. Hündinnen sind dann noch einige Monate vom Erreichen der endgültigen Körpergröße entfernt, paaren sich aber dennoch bereits bei der ersten Läufigkeit. Werden sie trächtig, tragen körperliche und geistige Unreife dazu bei, dass der Wurf relativ klein bleibt und die Mutterpflichten oftmals vernachlässigt werden.
 
Die sexuelle Aktivität beschränkt sich bei Hündinnen auf die zwei Phasen der Läufigkeit während des Jahres. Dann wird Östrogen ausgeschüttet und die Hündinnen interessieren sich für den Geschlechtsakt. Die Eierstöcke setzen Eier frei, die zur Gebärmutter wandern, außerdem schwillt die Vulva an, um die Einführung eines Penis zu erleichtern. Rüden sind im Gegensatz dazu ganzjährig sexuell aktiv, der Geruch jeder läufigen Hündin zieht sie an. Aus diesem Grund werden Rüden meist nicht für Arbeiten eingesetzt, die ein hohes Maß an Konzentration erfordern. Blinden- und Polizeihunde beispielsweise sind vorrangig Hündinnen. Werbung und Vorspiel laufen bei Hunden relativ kurz und nach ziemlich stereotypem Muster ab. Zunächst spielen die Hunde kurze Zeit; ist die Hündin noch nicht wirklich paarungsbereit, wälzt sie sich auf den Rücken. Hat sie sich entschieden, beriecht sie die männliche Vorhaut und erlaubt dem Rüden, ihr die Vulva zu belecken. Wenn er schließlich als Geschlechtspartner akzeptiert wurde, bleibt die Hündin ganz still stehen und wendet ihre Rute auf die Seite.
Die eigentliche Paarung ist ebenso kurz. Der Rüde bespringt die Hündin, der steife, teilweise angeschwollene Penis kann mühelos eingeführt werden und bereits nach kurzer Zeit und wenigen Stößen kommt es zur vollständigen Erektion und auch Ejakulation. Der Penis ist dabei jedoch knotenförmig angeschwollen, was ein Herausziehen unmöglich macht. Der Rüde gleitet nun von der Hündin und dreht sich um, wendet ihr also das Hinterteil zu. Nun folgt eine Phase des "Hängens", die bis zu einer halben Stunde dauern kann, während der das Paar noch fest miteinander verbunden bleibt. Die Stellung Hinterteil an Hinterteil wird zu Verteidigungszwecken eingenommen, da die Hunde in dieser Zeit relativ wehrlos gegenüber möglichen Angreifern sind. Geht die Schwellung des Penis zurück, trennt sich das Paar schließlich. Man sollte niemals versuchen, die beiden während des "Hängens" zu trennen, erstens erfolgt auch während dieser Zeit noch ein Samenerguss und zweitens wäre es nur unnötig schmerzhaft für die Hunde. Um die Chancen einer Trächtigkeit zu erhöhen, lassen Züchter ihre Hündinnen während der Läufigkeit normalerweise zweimal decken.
..::Trächtigkeit und Geburt::..
 
Nach jeder Phase der Paarungsbereitschaft wird von den Eierstöcken Progesteron produziert, ein Schwangerschaftshormon, das z.B. verantwortlich ist für die beginnende Milchproduktion. Dies geschieht auch dann, wenn die Hündin nicht gedeckt wurde, und auch unabhängig davon, ob sie befruchtet wurde oder nicht. Aufgrund der grundsätzlich erhöhten Hormonkonzentration im Blut während dieser Zeit ist es deshalb nicht möglich, bei Hunden einen Schwangerschaftstest durchzuführen. Sehr häufig passiert es, dass die Hündin Symptome einer Trächtigkeit zeigt, obwohl dies gar nicht der Fall ist, man spricht dann von einer Scheinträchtigkeit.
In der ersten Zeit der zwei Monate dauernden Schwangerschaft bemerkt man keine körperlichen Veränderungen an der Hündin und auch eine Zunahme des Appetits oder des Gewichts sind nicht wirklich zuverlässige Hinweise auf sich ankündigenden Nachwuchs. Erst nach gut einem Monat wird der Bauch langsam dicker, Gesäuge und Zitzen werden größer und voller und stehen sichtbar hervor. Je näher die Geburt rückt, desto häufiger begibt sich die Hündin in die Seitenlage, um das Gewicht der Welpen gut zu verteilen. Auch ihr Verhalten ändert sich allmählich und liefert wichtige Anhaltspunkte für den Hundehalter, dass die Geburt naht. Der Spieltrieb der Hündin ist verschwunden, sie wirkt zunehmend ängstlich und ist auf der Suche nach Schutz bei ihrem Herrchen. Wenn sie sich für einen Platz entschieden hat, an dem die Geburt stattfinden soll, ist sie sehr häufig dort anzutreffen.
 
Ein untrügliches Anzeichen dafür, dass es nicht mehr lange dauern wird, ist schließlich eine Veränderung der Körpertemperatur von 38 °C auf 37 °C, die gut einen Tag vor der Geburt stattfindet. Dann verweigert die Hündin auch das Futter und wird sehr ruhig; die erste Phase der Geburt hat begonnen. In der nächsten Phase sondert die Hündin zunächst eine dunkelrote Flüssigkeit ab, die dem Erscheinen der Fruchtblase vorausgeht. Die Fruchtblase platzt entweder von selbst oder wird von der Hündin aufgebissen und gibt den Weg für den Fötus frei. Er erscheint entweder in Kopf- oder Steißlage. Da er sehr schnell ausgetrieben wird, stellt letztere jedoch keine Gefahr dar. Jeder Fötus wird in seiner eigenen Fruchthülle geboren, die ihn vollständig umschließt und die von der Mutter abgeleckt werden muss. Die Plazenten werden schließlich entweder am Schluss des Geburtsvorganges alle zusammen oder aber einzeln nach jedem Welpen ausgeschieden. Sowohl Fruchthülle als auch Plazenta werden von der Hündin aufgefressen.
 
Die Geburt ist nun überstanden und die Hündin kann sich ihrem neuen Nachwuchs widmen. Entspannt legt sie sich auf die Seite und bietet den Jungen ihr gefülltes Gesäuge an. Die Welpen verfügen bereits über Geruchssinn und Wärmeempfinden und finden so den Weg zu den vergrößerten Milchzitzen. Die Mutter wird dann beginnen, die Afterregion der Kleinen zu lecken. Sie löst damit den Harn- und Kotdrang aus. Die ausgeschiedenen Exkremente frisst sie auf, wodurch das Lager sehr sauber bleibt. Man vermutet, dass dieses Verhalten zur Beseitigung der Spuren der Jungtiere dient, um möglichen Feinden keinen Anhaltspunkt über deren Aufenthaltsort zu geben. In den ersten 24 Stunden nach der Geburt widmet sich die Hündin voll und ganz ihrem Nachwuchs und verlässt den Lagerplatz nicht.
Für gewöhnlich kommt die Hündin während der Geburtsphase und in den ersten Lebensstunden ihrer Jungen sehr gut alleine zurecht. Manchmal kann es jedoch zu Komplikationen kommen. So kann es zum Beispiel geschehen, dass die Föten nicht ausgetrieben werden können. Der Fötus ist in diesem Fall vielleicht schief in den Geburtskanal getrieben worden, ist zu groß oder bereits tot. In diesem Fall muss der Tierarzt eingreifen, da es sonst zu schweren Infektionen und Vergiftungen kommen kann. Auch bei mangelhafter Milchproduktion sollte der Tierarzt aufgesucht werden, um eine ausreichende Ernährung der Welpen sicherzustellen.
..::Die Welpen::..
 
In den ersten drei Wochen ernähren sich die Welpen ausschließlich von der Milch der Mutter. Diese Kost wird in den folgenden drei Wochen durch von der Mutter Hervorgewürgte, Vorverdaute Nahrung ergänzt. Die Hunde gewöhnen sich nach und nach an "richtige" Nahrung, werden aber noch einige Zeit von der Mutter gesäugt, in erster Linie um Nähe und Geborgenheit zu erfahren. Sie wird sich aber immer öfter dieser Prozedur entziehen und weist allzu aufdringliche Welpen auch mit kontrollierten Bissen zurück. Beim endgültigen Absäugen vertreibt sie ihre Jungen durch Geknurr und Bisse, ein Verhalten, das uns Menschen herzlos erscheint, für den Hund jedoch wichtig und normal ist.
Die ersten drei Lebensmonate des kleinen Welpen prägen sein Verhalten und seinen Charakter für den Rest seines Lebens. Die ersten zwei Wochen verbringt er vollständig in Abhängigkeit von der Mutter. In dieser Zeit kann sich täglicher Kontakt mit Menschen bereits positiv auf seine emotionale Entwicklung auswirken. In den folgenden zwei Wochen gewinnt er an Unabhängigkeit. Er kann den wärmenden Schutz der Mutter verlassen und auf Entdeckungsreise gehen. Sein Erkundungsradius wird sich dabei zusehends vergrößern. Im Alter von vier Wochen beginnt endgültig der Sozialisationsprozess, der bis zur zwölften Lebenswoche andauert. In dieser Zeit ist der kleine Hund besonders aufnahmebereit für prägende Erfahrungen. Im Spiel mit den anderen Welpen erprobt er das Rudelverhalten und versucht auf spielerische Weise, sich einen Platz in der Rangfolge zu sichern. Dabei werden auch die Zähne eingesetzt und das Hundekind lernt, mit seinen Kräften dosiert umzugehen, um den Spielgefährten nicht zu verletzen. Die Mutter spielt in dieser Phase eine wichtige Rolle als Vorbild und Aufsicht. Sie greift rügend ein und weist zurecht, wenn sich eines ihrer Kinder zu ungestüm verhält. So lernen die Welpen die Autorität der Hündin zu akzeptieren. Durch den täglichen Kontakt mit dem Menschen in diesen wichtigen ersten zwölf Wochen lernt der Hund, ihn in sein soziales Gefüge zu integrieren und offen und lernbereit auf ihn zuzugehen.
 
Je größer der Erfahrungshorizont des Welpen in diesen ersten zwölf Wochen ist, desto größer wird später seine Fähigkeit sein, sich neuen Situationen anzupassen. Im Interesse der emotionalen Gesundheit des Hundes und auch im Hinblick auf ein unkompliziertes und glückliches Zusammenleben mit diesem treuen Freund des Menschen tut man also gut daran, dem Welpen ein optimales Aufwachsen zu gewährleisten.
 
..::Verhaltensstörungen::..
Obwohl die Entwicklungsphasen des Hundes mittlerweile sehr gut erforscht sind, kommt es leider dennoch immer wieder zu teils gravierenden Verhaltensstörungen bei Hunden. Diese sind oft auf Erfahrungsdefizite und Fehlentwicklungen in den ersten drei Lebensmonaten zurückzuführen, doch auch in fortgeschrittenerem Alter können traumatische Erfahrungen das Verhalten des Hundes negativ beeinflussen.
 
Die am häufigsten anzutreffenden Störungen sind Angstzustände, die von verschiedenen Situationen oder Gegenständen ausgelöst werden. Je nach Ausprägung der Störung reagiert der Hund mit einer erschrockenen, unterwürfigen Körperhaltung, beginnt zu zittern und muss sich vielleicht sogar übergeben. Auch übertriebenen Aggression oder apathisches Verhalten können Anzeichen einer Angststörung sein. Die Ursachen für dieses Verhalten liegen oft in einem beschränkten Erfahrungshorizont. Hat ein Hund in seiner Kindheit den Kontakt zu anderen Tieren oder Menschen nicht gelernt, lösen solche Begegnungen bei ihm Angst aus. Ist die Quelle der Angstzustände offensichtlich, kann man den Hund selbst therapieren, indem man ihn kontrolliert dem Angst auslösenden Reiz aussetzt. Bleibt er dabei ruhig, wird er gezielt dafür belohnt. So wird er nach und nach lernen, den Reiz mit einer positiven Erfahrung zu verbinden.
Schwerer zu erkennen sind Angststörungen, die auf eine Verlust- oder Trennungsangst zurückgehen. Man wird zunächst vielleicht feststellen, dass der Hund sich in Abwesenheit seines Menschen in der Wohnung nicht wie erwartet benommen hat. Oft kotet er in der Wohnung, manchmal an ungewöhnlichen Orten wie auf dem Sofa oder im Bett, oder er zerstört Gegenstände und kaut Möbelstücke und Teppiche an. Legt der Hund ein solches Verhalten an den Tag, sollte man als Halter genau den Umgang mit seinem Haustier reflektieren. Beschäftigt man sich genug mit seinem Haustier oder wird es vielleicht aus Langeweile destruktiv? Dann sollte man dem Hund mehr Zeit widmen. Die Ursache für das beschriebene Verhalten kann jedoch auch darin liegen, dass man sich zu viel mit seinem Hund beschäftigt, ihn verhätschelt und zur Unselbstständigkeit erzieht. Verständlicherweise löst die Abwesenheit des Herrchens dann große Angst bei ihm aus. Ist dies der Fall, empfiehlt es sich, etwas mehr Distanz zum Tier zu waren. Um es auch an andere Bezugspersonen zu gewöhnen, kann man es zum Beispiel auch einmal von anderen füttern oder ausführen lassen. So lernt der Hund, dass seine Welt nicht gleich zusammenbricht, wenn sein Mensch einmal das Haus ohne ihn verlässt.
 
Verlustängste beim Hund können allerdings auch etwas tiefer sitzen. Vielleicht hat das Tier als Welpe nicht die Zuneigung und Sicherheit erfahren, die es für eine gesunde Entwicklung benötigt hätte. Leider lässt es sich heutzutage kaum vermeiden, dass der Hund einige Stunden allein in der Wohnung verbringen muss. Durch das Setzen der richtigen Signale kann man ihm allerdings beibringen, diese Situation stressfrei zu überstehen. Völlig kontraproduktiv ist es, dem Hund durch Worte, Körperhaltung und Gesichtsausdruck sein Bedauern für die bevorstehende Trennung mitzuteilen. Der Hund assoziiert damit sofort, dass ihm etwas Unangenehmes bevorsteht, und reagiert verängstigt. Am besten versorgt man ihn mit einem spannenden Spielzeug, verabschiedet sich kurz und bestimmt und verlässt die Wohnung zügig, ohne zurückzublicken.
Angstzustände des Hundes sollte man generell nicht auf die leichte Schulter nehmen; manchmal entwickeln sich so starke Störungen, dass sie vom Tierarzt behandelt werden müssen. Wie beim Menschen sind auch bei Hunden Angststörungen eine anerkannte Krankheit und der Tierarzt wird die passenden Medikamente und Verhaltenstherapien zu empfehlen wissen.
 
Aggression gehört zu den ureigenen Verständigungsriten des Hundes. Durch Drohgebärden demonstriert er seine Stärke und Position im Rudel. Wird dieses Verhalten jedoch zu einer Bedrohung für andere Tiere oder sogar für den Menschen, so liegt eine Verhaltensstörung vor. Während seiner Sozialisation im Rudel der Geschwister lernt der Hund die "Gebärdensprache" seiner Art zu sprechen und zu verstehen. Bei Rangkämpfen unter Hunden lernt er seine Kräfte einzuschätzen und aufzugeben, wenn er merkt, dass sein Gegner stärker ist. Er wird sich diesem dann unterwerfen. Manche Hunde verfügen jedoch nicht über diesen Verhaltenskodex, sei es, weil sie bewusst zu Kampfhunden erzogen wurden oder weil es ihnen in ihrer Sozialisierungsphase nicht möglich war, dieses Verhalten mit anderen Hunden einzuüben. Ist ein Rüde nur bei der Begegnung mit anderen Rüden aggressiv, lässt sich das Fehlverhalten möglicherweise durch eine Kastration mindern. Erstreckt sich das aggressive Verhalten jedoch auf andere Situationen, verteidigt er etwa seinen Futternapf oder sein Lager in übertriebener Weise oder reagiert er eifersüchtig auf andere Tiere oder Menschen, nützt eine Kastration nichts. In diesem Fall sollte der Hund lernen, dass sein Herrchen in der Rangfolge über ihm steht. Durch gezielte und konsequente Belohnung von Gehorsamkeit und positivem Verhalten kann eine Verhaltensänderung erreicht werden.
 
Oft fühlen sich Hundebesitzer durch solche Erziehungsmaßnahmen überfordert. Besonders das Hetzen von anderen Tieren ist ein Verhalten, das nur sehr schwer korrigierbar ist. In solchen Fällen wendet man sich am besten an einen professionellen Hundetrainer.

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