..::Calming Signals::..
 
 
"Beschwichtigungssignale - Problemvermeidung auf sanfte Art"
 
 
 
Die wichitigsten Calming Signals
 
 
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
 
 
Das Beschwichtigungssignal oder engl. Calming Signal ist ein Fachbegriff aus der Kynologie, der Kunde vom Hund. Beschwichtigungssignale sind Bestandteile der Kommunikation unter Hunden, die auf Konfliktlösung ausgerichtet sind. In der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung wurden solche Signale auch als „Demutsgebärden“ bezeichnet.
 
Jeder kennt diese Situation: man steht in einem Fahrstuhl mit fremden Menschen auf engstem Raum zusammen. Aus Verlegenheit schaut man aneinander vorbei. Man bewegt sich gar nicht oder nur vorsichtig, um niemanden anzustoßen. Treffen sich doch einmal die Blicke, lächelt man einander verlegen an und schaut schnell wieder zu Boden. Dieses Verhalten zeigt die eigene Befangenheit, ist aber auch Ausdruck von Höflichkeit gegenüber den Mitfahrern. Die Gesten zeigen dem Gegenüber, daß man ihm eigentlich nicht zu nahe treten will, wenn man auch durch die Situation vorübergehend dazu gezwungen ist.
 
Die Erforschung des Verhaltens von Wölfen hatte ergeben, dass Wölfe im Verlauf ihrer Stammesgeschichte diverse Verhaltensweisen entwickelt haben, um Konflikte untereinander zu lösen und Spannungen im Rudel abzubauen. Körperliche Auseinandersetzungen können auf diese Weise vermieden werden, was besonders wichtig für das Fortbestehen eines Rudels in freier Natur ist.
Ähnliche Gesten mit ganz ähnlicher Bedeutung verwenden auch Hunde zur Verständigung mit Artgenossen und Menschen. Die finnische Hundetrainerin Turid Rugaas hat solche Signale der hundlichen Körpersprache und ihre Wirkung auf andere Hunde entdeckt, jahrelang erforscht und sie „calming signals" (etwa: beruhigende, besänftigende, beschwichtigende Signale) genannt. Mit solchen Signalen möchte ein Hund seinem Gegenüber sagen, daß er sich zwar eventuell ein wenig unbehaglich mit der Situation fühlt, aber dem anderen gegenüber keine feindlichen Absichten hegt und ihn nicht angreifen will. Die „signals" haben dabei nichts mit Dominanz zu tun, obwohl einige von ihnen in anderem Zusammenhang auch Unterwürfigkeit oder Streß ausdrücken können. Wendet ein rangniederer Hund sie an, drückt er etwa aus: „Okay, du bist der Boß und ich habe nicht vor, Ärger zu machen." Von einem Ranghohen gezeigt bedeuten sie: „Ich bin hier der Chef, aber ich habe nicht vor, dir etwas zu tun." Ein Hund, der signals verwendet, sucht in dem Moment nicht unbedingt engen Kontakt zu seinem Gegenüber. Natürlich kann eine Freundschaft oder ein Spiel aus einer Hundebegegnung entstehen, die mit signals beginnt, aber die Signale selber bedeuten zunächst einmal eher Neutralität im Sinne von friedlicher Koexistenz als direkte Annäherungsabsichten.
 
Calming signals sind elementar wichtig, um Konflikte zu lösen oder zu vermeiden. Hat man erst einmal ein Auge dafür entwickelt, sieht man sie überall, wo Hunde mit anderen Hunden oder Menschen zu tun haben. Man fragt sich, warum sie einem vorher noch nie auffielen und warum sie (jedenfalls soweit ich weiß) auch prominenten Wolfs- und Hundeforschern trotz jahrzehntelanger Forschung offenbar bisher entgangen sind. Jedenfalls kenne ich bisher keine Fachliteratur, die in ähnlicher Weise bestimmte Körpersprachensignale unabhängig von der sozialen Stellung als „beschwichtigend" oder „beruhigend" zusammenfaßt. Doch vermutlich war das Augenmerk immer zu sehr auf der Frage: „Wer ist in dieser Begegnung dominant, wer unterlegen?" gerichtet. Turid Rugaas gebührt also der Verdienst, durch einen neuen Blickwinkel neue und sehr bedeutende Erkenntnisse gewonnen und einem breiten Publikum zugänglich gemacht zu haben.
 
Als Hundefreund kann man das Wissen um die calming signals vielfältig anwenden. Zunächst ist es natürlich aufschlußreich, sie einfach im Umgang von Hunden untereinander zu beobachten. Hunde, die reichlich signals verwenden, haben normalerweise keine größeren Schwierigkeiten mit Artgenossen. Ist z.B. zwischen zwei Hunden eine bedrohliche Situation - etwa ein sehr angespanntes Imponierritual - entstanden, braucht man sich keine großen Sorgen zu machen, wenn zumindest einer von beiden beginnt, signals zu zeigen. Man tut gut daran, die Hunde dann in Ruhe zu lassen. Sie werden in aller Regel ohne Kampf auseinander gehen. Führt man seinen Hund an der Leine an einem anderen angeleinten Hund vorbei, kann man die Situation wesentlich entkrampfen, wenn man den eigenen Hund z.B. mit einem Leckerchen dazu bringen kann, den Kopf vom anderen weg zu drehen. Denn dies wirkt auf den fremden Hund, als ob der eigene signals von sich gibt. Manche Hunde sind auch in Begegnungen mit Artgenossen ängstlich und unterwürfig, ja manchmal sogar übertrieben aufdringlich-freundlich. Ausgerechnet solche Hunde werden leider oft zu „mobbing"-Opfern - sie werden von Artgenossen gejagt, herum geschubst und gepiesackt. Aber - die Opfer sind fast immer Hunde, die sich nicht auf calming signals verstehen! Verwendet der ängstliche Hund signals, wird er zwar gründlich beschnuppert und evtl. ein wenig eingeschüchtert, aber nicht ernsthaft angegriffen oder gejagt. Denn er führt die Begrüßung eines Fremden mit der würdevollen Ruhe und Distanz durch, die erwachsene Hunde normalerweise von anderen Hunden (sehr junge Welpen einmal ausgenommen) erwarten.
Ein weiterer wichtiger Anwendungsbereich für calming signals ist die Verständigung zwischen Mensch und Hund. Folgende Szene hat jeder schon einmal erlebt: ein Hund kommt nicht auf Ruf, sein Mensch ist ungeduldig und ruft mit lauter Kommandostimme. Statt flott heran zu kommen, trödelt der Hund. Er schlägt einen Bogen um den erbosten Menschen, wobei er immer wieder stehenbleibt und angelegentlich schnuppert. Schließlich setzt er sich zwei Meter vor seinen wütenden Menschen hin, wobei er ihm auch noch das Hinterteil zuwendet. Ein ganz besonders sturer, frecher Hund, der sich ein Späßchen daraus macht, seinen Menschen auf die Palme zu bringen? Ein Hund mit einem schlechten Gewissen, der genau weiß, daß er etwas falsch gemacht hat? Weder noch! Ein netter, gutwilliger Hund tut gerade sein Bestes, um seinen aufgebrachten Menschen zu besänftigen: „Schon gut, beruhige dich doch bitte! Ich will dich auch ganz bestimmt nicht herausfordern." Und wird leider von diesem gründlich mißverstanden... Und zeigt ein Hund in Ausbildungssituationen viele signals (z.B. wenn man ihn - wenn auch sanft - zu etwas zwingt oder gar an der Leine ruckt o.ä.), bedeutet das, daß der Mensch ihn psychisch oder körperlich zu sehr unter Druck setzt.
 
Es kann Situationen geben, in denen calming signals als Warnsignal angesehen werden sollten, nämlich wenn ein Hund, der zuvor völlig entspannt war, anfängt, signals zu zeigen. Stellen Sie sich einen menschenfreundlichen Hund vor, der aber Kinder nicht gewohnt ist. Ein Kind im Krabbelalter kriecht dem Hund unter dem Wohnzimmertisch immer wieder nach, kräht fröhlich und faßt ihn ins Fell. Alle freuen sich, wie lieb doch der Hund ist - er knurrt gar nicht. Wirklich alles in bester Ordnung? Wenn der Hund calming signals aussendet, wird es ihm allmählich zu viel. Er versucht dem Kind zu sagen: „Ich möchte dir zwar nichts tun, aber du nervst und ich fühle mich von dir bedrängt." Es wird also höchste Zeit, daß man ihm zu seiner Ruhe verhilft. Dasselbe gilt natürlich auch, wenn man mit dem eigenen oder einem fremden Hund engeren Kontakt hat, ihn z.B. streichelt oder gar umarmt. Calming signals können in dieser Situation ein Zeichen dafür sein, daß er sich dabei eher unwohl, ja womöglich sogar bedroht fühlt. Gut sozialisierte, vertrauensvolle Hunde verstehen zwar, daß in den Arm nehmen, von oben auf dem Kopf streicheln usw. nett gemeinte menschliche Gesten und keine Drohungen sind, aber unsichere und schlecht sozialisierte Hunde können mit solchen Zuneigungsbekundungen oft nur schlecht umgehen.
 
Fängt ein Hund in einer Situation, in der er sehr angespannt ist, an, signals zu benutzen, ist das ein gutes Zeichen, denn er versucht gerade, einen Konflikt gütlich zu regeln. Zudem benutzen Hunde „signals" auch, um sich selber zu beruhigen. Die Körperhaltung beeinflußt die Gefühle, wie der Trick mit dem Lächeln vorm Spiegel beweist: wer - wenn auch vielleicht mit Anstrengung - die Mundwinkel hochzieht, fühlt sich tatsächlich bald fröhlicher und sieht alles positiver. So fühlt sich auch ein Hund entspannter und sicherer, wenn er selber signals produziert. Daß dieser Mechanismus dann auch von Hund zu Hund (oder von Mensch zu Hund) im Sinne der Stimmungsübertragung wirkt, ist leicht zu begreifen: ein gestreßter, ängstlicher oder aggressiver Hund wird sich schneller beruhigen, wenn die Hunde und Menschen in seiner Umgebung beruhigende Körpersprachensignale aussenden. Besonders faszinierend ist es denn auch, als Mensch im Umgang mit Hunden selber calming signals auszusenden. Sie sind vor allem nützlich, wenn man das Vertrauen eines ängstlichen Hundes gewinnen will (oder eines Hundes, der zu Aggression neigt, die ja ihre Wurzel überwiegend in Unsicherheit und Angst hat). Statt auf menschliche Art mit ausgestreckter Hand direkt auf den unsicher bellenden Hund zuzugehen, ihn anzusehen und zu sagen: „Ich tu dir doch gar nichts!" (was er natürlich nicht versteht), drücken Sie höfliche Zurückhaltung und gegenseitigen Respekt viel besser „auf hund" aus. Schauen Sie den Hund nicht direkt an, sondern betont beiseite. Bewegen Sie sich langsam und nicht direkt auf ihn zu. Drehen Sie ihm die Seite zu, setzen Sie sich ggf. hin. Wenn Sie auch noch gähnen und sich hin und wieder die Lippen lecken umso besser. Sie werden staunen, wie viel leichter Sie Zugang zu ängstlichen Hunden finden und wie erfreut auch Ihr eigener Hund ist, wenn Sie ihn gelegentlich in seiner eigenen Sprache ansprechen.
 
Die wichtigsten Calming Signals
 
Tipp:
konzentrieren Sie sich anfangs nur auf ein oder zwei, dann sieht man sich leichter ein. Züngeln oder Kopf wegdrehen kann man am besten erkennen und wird auch am häufigsten gezeigt.
Den Kopf abwenden
 
Der Hund dreht den Kopf erst zur einen und dann zur anderen Seite, oder er wendet den Kopf für eine längere Zeit ab. Manchmal ist die Bewegung kaum erkennbar, manchmal dreht er den Kopf beinahe übertrieben deutlich weg. Ihr Hund wird dieses Kopfabwenden vielleicht einsetzen, wenn ein anderer Hund ein bisschen zu schnell oder zu direkt auf ihn zukommt. Ihr Hund könnte auch den Kopf zur Seite drehen, wenn Sie sich über ihn beugen, umarmen, hochheben oder Sie seine Ihnen abgewandte Körperseite tätscheln. Vielleicht steht er still, wendet aber den Kopf ab - das reicht schon, um Ihnen zu sagen, dass er sich in der momentanen Situation unwohl fühlt. Sie können dieses Signal auch selbst wirkungsvoll einsetzen. Falls ein Hund sich unsicher verhält oder Beschwichtigungssignale aussendet, während Sie auf ihn zugehen, sollten Sie den Kopf abwenden.
Der Gebrauch der Augen; Augenlider senken, Augenzwinkern
 
Manchmal wendet der Hund den Kopf gar nicht oder nur minimal ab, sondern läßt statt dessen nur die Augen von einer Seite zur anderen wandern und zieht es vor, stocksteif zu sein. Das wird beispielsweise so sein, wenn Sie den Hund umschlungen halten und ihm so die Möglichkeit nehmen, den Kopf wegzudrehen. Manchmal lässt er nicht nur seine Augen gleiten, sondern er blinzelt auch noch recht hastig. In wieder anderen Fällen wird er die Augen nur auf- und zumachen und sie nicht nach links und rechts rollen. Auch dieses Signal können Sie selbst anwenden, wenn ihnen die Möglichkeit fehlt, den Kopf zu wenden wie z.B. wenn der angriffsbereite Hund bereits vor ihnen steht. Der Gebrauch der Augen kann auch darin bestehen, "den Blick zu verkürzen". Das bedeutet, nicht zu starren, sondern die Augenlider zu senken und dadurch den Blick weicher zu machen.
Sich abwenden; Kopf, Seite, Rücken
 
Jemandem die Flanke oder das Hinterteil zuzudrehen ist ein stark beschwichtigendes Signal. Dieses Signal zeigen Hunde oft, wenn jemand plötzlich auftaucht oder zu schnell auf sie zugeht. Wenn sich erwachsene Hunde von Welpen und Junghunden zu sehr geplagt fühlen, wenden sie sich in den meisten Fällen ab. Sie selbst können dieses Signal anwenden, wenn sich ein Hund von Ihnen bedroht fühlt und bereits aggressiv ist, indem Sie sich wegdrehen. Auch wenn Sie ein Hund vor Freude anspringt, drehen Sie ihm den Rücken zu. Vergessen Sie aber nicht, ihn dann zu begrüßen und zu loben, wenn er verstanden hat und nicht mehr springt.
Die Nase lecken
 
Der Hund leckt sich das Maul mit einer raschen Zungenbewegung, in der Regel hinauf bis zur Nase, aber nicht immer. Das Lecken geschieht oft so schnell, dass man es fast nicht bemerkt. Ein Hund macht das oft, wenn er einem anderen Hund begegnet oder Sie sich zum Beispiel über ihren Hund, beugen, ihn greifen, mit ärgerlicher Stimme ansprechen oder festhalten. Sie können dieses Signal natürlich bis zu einem gewissen Grad auch selbst anwenden, indem Sie sich mit der Zunge über den Mund fahren. Aber es gibt natürlich auch Situationen, in denen das eher seltsam auf Ihre Mitmenschen wirkt.
Das Erstarren / Einfrieren
 
Ihr Hund wird manchmal in stehender, sitzender oder liegender Haltung "einfrieren" und sich vollkommen passiv verhalten, um sein Gegenüber zu beschwichtigen. Zwei Rüden, die sich treffen, werden sich sehr vorsichtig und abwägend verhalten, um keinen Konflikt heraufzubeschwören. Sie werden sich oftmals langsam bewegen und plötzlich in eingefrorener Stellung verharren, bis sich einer von ihnen langsam entfernt. Wenn Sie Ihrem Hund voller Zorn oder Aggression ein Kommando geben, werden sie nicht selten sehen, dass der Hund wie festgefroren in seiner Position erstarrt und so aussieht als hätte er überhaupt nichts gehört. Auch Sie können dieses Signal einsetzen indem sie stocksteif stehen und blinzeln, dann Kopf abwenden und sich langsam entfernen.
Langsame Bewegungen
 
Schnelle Bewegungen wirken bedrohlich, langsame Bewegungen haben einen beschwichtigenden Effekt. Manchmal reduziert Ihr Hund sein Tempo nur ein wenig, andere Male bremst er so stark ab, dass fast keine Bewegung mehr zu erkennen ist. Achten Sie einmal darauf, wenn Sie das nächste Mal mit lhrem Hund draußen sind und er plötzlich beginnt, sein Tempo zu drosseln. Anstatt ihn auszuschimpfen oder zu sich zu ziehen, sollten Sie Ausschau halten - kommt Ihnen da etwas entgegen, von dem der .Hund meint, es beschwichtigen zu müssen? Ihr Hund wendet langsame Bewegungen in vielen Situationen an, über die Sie nicht einmal nachdenken. Wenn Sie ihren Hund rufen und Ihre Stimme aggressiv und gereizt k1ingt, wird er in den meisten Fällen sofort das Tempo verlangsamen, um zu Ihnen zu kommen. Die streng befehlende Stimme wird sehr oft zur Folge haben, dass das gegebene Kommando nur im Schneckentempo ausgeführt wird. Wenn mehrere Hunde zusammenkommen und einige von ihnen sehr aufgedreht sind, werden sie in der Regel beobachten können, dass mindestens einer der Hunde versucht, die Hektik zu mildern. Vielleicht verharrt er sogar ganz still, um die anderen zu beruhigen.
Das Wedeln
 
Wenn ein Hund mit dem Schwanz wedelt, muss das keineswegs bedeuten, dass er sich freut. Tritt das Wedeln zusammen mit Signalen des Ausdrucksverhaltens auf, die etwas anderes sagen, versucht der Hund zu beschwichtigen. Beispielsweise er kommt in abgesenkter Stellung auf einen zu, senkt den Blick dabei und wedelt vorsichtig mit dem Schwanz, so beschwichtigt er eindeutig. In vielen Situationen könnte man sagen, dass das Wedeln gewissermaßen eine weiße Fahne ist, eine Bitte um Verschonung – also ein Beschwichtigungssignal.
Die Vorderkörpertiefstellung
 
Wenn der Oberkörper und die Vorderläufe gesenkt werden zur sogenannten Vorderkörpertiefstellung, handelt es sich in vielen Fällen um eine Einladung zum Spiel - weshalb wir diese Haltung auch als Spielhaltung bezeichnen, Der Hund wird sich dann oftmals leicht hin und her bewegen, eventuell bellen und insgesamt fröhlich und auffordernd wirken. Andere Male werden sie vielleicht beobachten, dass er den Oberkörper senkt und in dieser Haltung einen Moment verharrt oder dass er eventuell vorne runtergeht, gleich wieder hochkommt und vielleicht noch andere Beschwichtigungssignale zeigt. Auch ein zu wildes Spiel kann durch dieses Signal beschwichtigt werden, indem der Hund die Tiefstellung einnimmt und dabei verharrt. Manchmal kann man beobachten, dass erwachsene Hunde die Vorderkörpertiefstellung gegenüber ängstlichen Welpen anwenden. Sie wollen in diesem Moment wahrscheinlich gar nicht unbedingt spielen, aber diese Haltung hat einen beruhigenden Effekt und wird deshalb als Beschwichtigungssigna! eingesetzt.
Das Hinsetzen
 
Manchmal setzt sich der Hund einfach hin. Und manchmal wendet er einem, des größeren Effekts wegen, den Rücken zu, bevor er sich setzt. Ein erwachsener Hund lief sehr stürmisch auf den Junghund zu, worauf sich dieser beschwichtigend hinsetzte Sie können dieses Signal leicht selbst anwenden. Ist Ihr Hund oder der Hund eines anderen unsicher, gestresst, quengelig oder unruhig, denn setzen Sie sich hin und entspannen Sie sich. Lesen Sie Zeitung, machen Sie den Fernseher an oder sitzen sie einfach nur da. Das hat einen unglaublich beschwichtigenden Effekt. Der Hund hat dadurch die Möglichkeit, ebenfalls zu entspannen und oftmals kommt er dann an und beschnüffelt die Angelegenheit in Ruhe.
Das Hinlegen
 
Was das betrifft, kursieren eine Reihe von Missverständnissen. Wenn ein Hund sich auf den Rücken legt, mit Bauch und Beinen nach oben, kann dies in einigen Fällen als Unterwerfung bezeichnet werden. Legt er sich auf den Bauch, die Beine am Boden, so hat dies nichts mit Unterwerfung zu tun. Vielmehr ist es eines der stärksten Beschwichtigungssignale, die es gibt. Oftmals wird ein ranghoher Hund sich hinlegen und still liegen bleiben, um Ruhe und Ordnung in ein Hunderudel zu bringen. Ihr Hund wird dieses Signal zum Beispiel einsetzen, wenn das Spiel um ihn herum zu wild wird. Ein erwachsener Hund legt sich hin, um einen anderen, unsicheren Hund zu beruhigen. Die Wirkung des Hinlegens ist stark, und deshalb auch für Sie eines der besten und effektivsten Mittel ihren Hund zu beschwichtigen. Legen Sie sich auf das Sofa, schauen Sie fern, lesen Sie ein Buch – Sie werden keine bessere Methode finden, um einen Hund zur Ruhe zu bringen.
Das Gähnen
 
Dieses Signal finden die Leute so interessant, dass es immer eine Menge Kommentare dazu gibt. Wir Menschen gähnen viel, wenn wir müde oder gestresst sind oder uns in einer angespannten Situation befinden. Das tun Hunde auch, aber Hunde gähnen viel öfter zu Beschwichtigung als vor Müdigkeit. Sie werden beobachten können, dass Ihr Hund gähnt, wenn er aufgeregt ist, wie eventuell im Wartezimmer des Tierarztes. Aber auch in Situationen, in denen Sie mit Ihren Kindern schimpfen, Ehepartner streiten oder auf andere Art Lärm und Spannungen verursachen. Vergessen Sie nicht, dass für den Konfliktlöser Hund jede sich anbahnende Auseinandersetzung etwas ist, das gestoppt werden muss. Gähnen ist etwas, dass Sie selbst effektiv einsetzen können, um Ihren Hund zu beschwichtigen.
Im Bogen gehen
 
Hunde gehen normalerweise nicht direkt aufeinander zu. Sie tun es vielleicht, wenn sie sich gut kennen, oder wenn sie sich aus anderen Gründen voll vertrauen. Manchmal senden sie einander so viele beschwichtigende Signale, dass sie es riskieren, geradewegs auf den anderen zuzugehen. Aber für gewöhnlich ändern sie die Richtung ein bisschen oder auch, je nach Situation - ganz deutlich. Das ist der Grund, warum die meisten Hunde so unsicher und verteidigungsbereit sind, wenn wir sie zwingen, geradewegs an einem anderen Hund vorbeizugehen. Wir können den Hunden beibringen, nahezu frontal aufeinander zuzugehen, aber das geht nur über ein entsprechendes Training. Sie können selbst ebenfalls einen Bogen schlagen, wenn sie einem Hund begegnen. Könnte der Hund frei entscheiden, würde er evtl. beim Spazierengehen sogar auf die andere Körperseite wechseln, um beschwichtigen zu können. Auch bei uns Menschen gibt es nicht von ungefähr das Sprichwort: "Da mache ich lieber einen Bogen drum herum".
Ignorieren
 
Rottweiler Max traf einen anderen großen Rüden auf dem Weg und schlug einen Bogen, während er gleichzeitig so tat, als wäre der andere gar nicht da. In solchen Situationen sind Hunde Meister darin, einander komplett zu ignorieren. Auch dieses Verhalten kann man als Beschwichtigungssignal bezeichnen. Es hat jedenfalls einen unglaublichen beschwichtigenden Effekt.
Am Boden schnüffeln
 
Alle Hunde schnüffeln auf dem Boden, werden Sie sagen, Ja, das tun sie, und oft schnüffeln sie, um Gerüche zu studieren und weil sie es lieben, "Zeitung zu lesen". Aber Schnüffeln ist tatsächlich auch ein häufig gebrauchtes Beschwichtigungssignal. Diese Art Schnüffeln kann ein Entlangführen der Nase über den Erdboden sein, ohne dass die Nase ihn berührt Es kann auch eine Berührung des Bodens mit anschließendem Hochnehmen sein. In manchen Fällen ist es ein ausgiebiges Schnüffeln auf einer Stelle, und in anderen Fällen werden Sie sehen, dass die Nase den Boden beschnuppert, während die Augen das verfolgen, was im Umkreis geschieht und was der Hund zu beschwichtigen versucht. Sie sollten einfach in ihrer Gesamtheit betrachten, um herauszufinden, um was es eigentlich wirklich geht. Und manchmal bleibt uns nichts anderes übrig als zu raten. Wenn sie Ihrem Hund das Herankommen befehlen, wird er ab und zu darauf reagieren, indem er auf dem Boden schnüffelt. Er tut es nicht. weil er sich dominant fühlt, die Führung übernehmen will und deshalb den Gehorsam verweigert, sondern weil er eine Irritation in Ihrer Stimme hört oder weil Sie eine drohende Haltung einnehmen.
Das Dazwischengehen / Splitten
 
Sich körperlich zwischen Hunde oder Leute zu drängen soll verhindern, dass allzu große Nähe in einem Konflikt endet. Ein Gedränge zwischen Hunden aufzulösen, die nicht zum selben Rudel gehören, ist besonders wichtig, aber auch innerhalb des Rudels kann dieses Gedränge ein Anzeichen für einen möglichen Konflikt sein. Viele Leute missverstehen dieses Dazwischengehen des Hundes und glauben, es habe etwas mit Eifersucht zu tun. Aber das ist höchst unwahrscheinlich. Wenn zwei Hunde spielerisch miteinander raufen und es etwas zu grob wird, kann ein dritter Hund dazwischengehen und sie trennen, indem er sich von hinten oder von der Seite nähert. Auch wir können splitten gehen. Wenn zwei Hunde beginnen, angespannt aufeinander zu reagieren, stellen Sie sich ganz einfach dazwischen, falls noch etwas Platz ist. Bellt Ihr Hund etwas oder jemanden an, stellen Sie sich vor Ihren Hund und damit zwischen ihn und das angebellte Objekt.
Die Pfote heben
 
Die Pfote heben ist ein Beschwichtigungssignal, dass sie hin und wieder beobachten können, allerdings nicht sehr häufig. Beispiel: Eine Hündin sollte von vorne fotografiert werden und fühlte sich durch die auf sie gerichtete Kamera sichtlich unwohl. Während sie dasaß, schaute sie ständig zur Seite und hob mal die eine, mal die andere Pfote, bis die Fotositzung vorbei war.
Das Markieren
 
Manchmal geschieht es aus purem Stress, so wie manche Menschen ständig auf die Toilette müssen, wenn sie unter Stress stehen. In anderen Fällen benutzen Hunde es zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. So wie wir beispielsweise mit anderen eine Tasse Kaffee trinken, pinkeln die Hunde in Gesellschaft und tun damit gemeinsam etwas Unverfängliches. Bei einer Gruppe von Hunden können sie oft beobachten, wie die ganze Gruppe mehr oder weniger auf dieselbe Stelle pinkelt, wobei es in diesem Fall ganz zufällig ist, wer zuerst pinkelt und wer zuletzt.
Übersprungshandlungen
 
Übersprungshandlungen könnte man auch beschreiben als "etwas ganz anderes tun". Hunde zeigen dieses Verhalten oft, ohne dass uns bewusst ist, weshalb. Beispielsweise ein Hund läuft auf einen Menschen zu, um ihn zu begrüßen, aber der Mensch blieb stehen und schwenkte die Arme abwehrend durch die Luft. Das wurde dem Hund unheimlich, so dass er sich ein Stöckchen suchte und damit herumlief, wobei er versuchte, den Menschen zu ignorieren. Denn wenn ein Hund in angespannter Situationen plötzlich mit Vorderkörpertiefstellung, Urinieren oder Abdrehen mit Schnüffeln reagiert, handelt es sich um ein Beschwichtigungssignal.
Das Lächeln
 
Das Lächeln benutzen manche Hunde zur freundlichen Kontaktaufnahme, während andere es deutlich als Beschwichtigungssignal einsetzen. Dabei hat der Hund das Maul geöffnet, als wenn er hecheln würde, wobei die Zunge dabei nicht aus dem Maul hängt.
Andere Signale
 
Außerdem gibt es noch Signale, die in Einzelfällen zu beobachten sind. Wie
 
mit den Lippen schmatzen
 
das Gesicht glattziehen (Welpengesicht)
 
sich kindisch bzw. “welpisch” benehmen, obwohl der Hund erwachsen ist
 
Fassen wir noch einmal zusammen, was wir als Beschwichtigungssignale bezeichnen: Im Gegensatz zu den Drohsignalen, deren Zweck es ist, Distanz zu schaffen, jemanden fernzuhalten oder zu verscheuchen, haben die beschwichtigenden Signale zum Ziel, zu beruhigen und Angst, Stress, Zorn und andere Gemütszustände abzubauen, die irgendwie zu einem Konflikt führen könnten. Wir können sie als friedenstiftend, konfliktlösend, besänftigend bezeichnen und ihr Zweck wird immer sein, Unruhe und Ärger zu vermeiden.
 
Falls Sie irgendwann einmal beobachten, dass Ihr Hund ein bestimmtes, bisher noch nicht beschriebenes Signal einsetzt, um jemanden zu beschwichtigen, dann haben Sie ein neues Beschwichtigungssignal entdeckt, das von Ihrem Hund verwendet wird. Solche Beobachtungen sind sehr wertvoll und können die Basis für weitere Beobachtungen sein, dann wird in unserer Liste ein weiteres Signal hinzugefügt.
 
Allzuviel missverstandene Gehorsamkeit und übertriebene Kontrolle haben schon zu viele Hunde verdorben, weil sie ständig Strafe und Unannehmlichkeiten dafür ernteten, dass sie ihren natürlichen Beschwichtigungsinstinkten folgten. Am Ende trauten sie sich nicht mehr, diese Signale einzusetzen, und hatten schließlich einfach vergessen, wie es gemacht wird. Es gibt viele Hunde, die es gerne tun würden und verzweifelt herumlaufen, weil sie nicht wissen, wie - man hat es ihnen aberzogen. Sie haben das Selbstvertrauen verloren, ihre eigene Sprache zu benutzen, die so unerhört wichtig für jede Tierart ist, den Menschen eingeschlossen. Ohne Sprache sind wir ziemlich hilflos.
 
 
Hier noch ein schönes Zitat des Häuptling Dan George aus dem Buch Calming Signals:
 
Wenn du mit den Tieren sprichst,
 
werden sie mit dir sprechen,
 
und ihr werdet euch kennenlernen.
 
Wenn du nicht mit ihnen sprichst,
 
dann werdet ihr euch nie kennenlernen.
 
Was du nicht kennst, wirst du fürchten.
 
Was du fürchtest, zerstörst du.
 
Die Hundesprache zu beherrschen kann tatsächlich viele Konsequenzen haben!
 
 
 
Auszüge aus dem Buch von Turid Rugaas -Animal Learn Verlag - ISBN 3-936188-01-7

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